Signora Alberti und die Liebe by Gleichmann Gerald

Signora Alberti und die Liebe by Gleichmann Gerald

Autor:Gleichmann, Gerald [Gleichmann, Gerald]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Krimi/Thriller
ISBN: 9783940085825
Google: I_nvoAEACAAJ
Herausgeber: Verlag Neue Literatur
veröffentlicht: 2014-02-26T23:00:00+00:00


Einundzwanzig

ES SCHADETE GEWISS NICHT,

bat Maresciallo Zeno Chimenti vor dem Rendezvous mit der schönen Signora den Herrn um Beistand.

Da sein Fußmarsch ihn ohnehin quer durchs centro storico führte, lag die ehrwürdige Kirche von Pater Don Giovanni nicht weit entfernt von seiner noch immer schmerzenden Fußzehe. Vielleicht wusste ja der Gesalbte ein Mittelchen gegen Chimentis böses Omen.

Die Abendmesse war soeben zu Ende. Die Gläubigen traten mit blinzelnden Augen durchs hohe Portal ins Licht. Chimenti wartete dennoch eine Weile, bis er hastig hineinhuschte, als er sicher sein konnte, niemand schenkte dem keuchenden Uniformierten allzu viel Aufmerksamkeit.

Während in den engen Gassen und auf den Plätzen die Hitze noch immer sommerlich brütete, war es in dem steinernen Sakralbau angenehm kühl. Hastig nahm Chimenti seine Dienstmütze ab, tauchte den Finger in das Weihwasserbecken und bekreuzigte sich mit angedeutetem Kniefall. Er überlegte kurz, ob er eine Kerze anstecken sollte, entschied dann jedoch, diesmal genügte eine stille Ansprache.

Er zwängte seinen Körper in die Betbank und faltete die Hände, während sein Blick das Antlitz des Heilandes musterte­. Letzterer hing nun schon ein halbes Jahrtausend an seinem mächtigen Holzkreuz im Hochaltar. Trotzdem strahlten seine anmutigen Gesichtszüge noch immer jene unschuldige Gläubigkeit aus, die Chimenti so manches Mal an sich selbst vermisste. Seit er als Carabiniere die Schattenseiten des irdischen Lebens zur Genüge kennengelernt hatte.

Aber gerade weil diese Christusfigur so anders als alle anderen war, die er kannte, fühlte der Maresciallo sich ihm nahe. Wie einen Freund, dem man seine innersten Zweifel und Nöte vorbehaltlos anvertrauen kann. Der mit schier endloser Geduld den kleinlichen Klagen lauschte. Und der bei besonders andächtiger Einkehr mit einem Gleichnis einen wieder auf den rechten Pfad zurückführte. Ohne sich dabei durch die eigene Pein ablenken zu lassen. Die dornige Krone beugte nie und nimmer sein Haupt, sondern erweckte vielmehr den Anschein, als lächele er am Ende über seine Spötter. Manchmal voller Wehmut, dann wieder mit hintergründigem Schalk. Je nachdem, wie das Licht sich gerade in seiner Miene spiegelte.

Der Maresciallo suchte nach den passenden Worten, um dem Herrn sein Anliegen vorzutragen, als Evangelia Pochezza im Altarraum plötzlich laut barmte:

»Es ist nicht mehr zum Aushalten!« Sie war damit beschäftigt, den nicht mehr benötigten Blumenschmuck in einen Korb zu räumen.

Chimenti beugte sich neugierig vor. Sprach der Messias etwa mit der knarrenden Stimme der Alten zu ihm?

Die Antwort kam gleich darauf aus der Sakristei. Und die klang, als zersplitterte ein Glasgefäß auf den steinernen Bodenplatten. Zugleich gab jemand einem anderen eine laut schallende Ohrfeige und zwei recht weltliche Stimmen riefen laut:

»Au!«

»In der Hölle sollst du schmoren!«

Und Evangelia Pochezza grantig: »Das nimmt ein böses Ende!«

Einer der Messdiener, fast noch ein Kind mit den makellosen Zügen eines Cherubs und im Gegensatz dazu mit der Statur einer Wassermelone, rollte heulend in den Kirchenraum, hielt sich dabei die auffallend rot verfärbte Wange und flennte:

»Ich habe das nicht absichtlich getan!«

Don Giovanni folgte dem Fliehenden mit langen Schritten. Auch er hielt sich das Kinn und rief wütend:

»Du Satansbraten!«

Woraufhin die Pochezza hinter ihren Blumen barmte:

»Versündigen Sie sich nicht, Hochwürden!«

Da entdeckte die Wassermelone den inzwischen mitten im Gang



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